„In guten wie in schlechten Zeiten“ – was oft als Floskel daherkommt, hat für Nadja und Martin viel mehr Bedeutung. Beide haben schwere Zeiten hinter sich und über ihre Beziehung zu neuem Lebensglück gefunden. Man möchte schon fast von einer Seelenverwandtschaft sprechen, die beide bereits bei ihrem ersten Kennenlernen zum Jahresbeginn 2017 entdecken. Es ist der Geburtstag einer Freundin, der im großen Kreis gefeiert wird. Mit dem Blick zurück gibt es nicht „diesen einen Moment“, Nadja und Martin tauchen nach einem Tanz zur Annemarie-Polka vielmehr gleich einen halben Tag lang in eine eigene Welt ein, blenden die Feier aus und sind bis weit in den folgenden Vormittag in Gespräche vertieft, zum Abschied gabs bereits den ersten Kuss. Am folgenden Abend besucht er Nadja und ihren 12-jährigen Sohn Kevin – auch zwischen den „beiden Männern“ passt die Chemie. Zwei Wochen später zieht sie samt Kevin aus der Großstadtwohnung zu ihm in die 50-Seelen-Waldsiedlung. So überstürzt das manchem scheint, so sehr sind sich die beiden ihrer besonderen Beziehung bewusst. Sie sollen Recht behalten – bis heute wächst ihre Liebe und die Gespräche haben nichts an Intensität verloren.
Kein Wunder, dass Martin sich gleich im ersten gemeinsamen Urlaub, nur wenige Monate nach dem Kennenlernen, spontan ein Herz fasst. Es ist am Strand von Kroatien, mit einem Cuba Libre in der Hand, die spätsommerliche Abendsonne im Gesicht, als er um ihre Hand anhält. Aus einem pinken Cocktailstrohhalm hat er zuvor einen Verlobungsring gefaltet. Sie sagt sofort ja, und auch Kevin gibt dem neuen Mann in der Familie seinen Segen. Die Hochzeit soll zum Spiegel der Lebenserfahrungen des Pärchens werden, weit entfernt von Kitsch und verträumter Romantik. Schon beim Kauf des Brautkleids wird das klar. Samt Mutter und zwei Freundinnen fährt Nadja dazu nach Eisenhüttenstadt und ist nach dem Probieren etlicher Kleider in weiß oder crème schon der Verzweiflung nahe. Schließlich schlüpft sie in ein ungewöhnliches, schwarz-weißes Kleid, das ihr schon zum Anfang ins Auge gefallen war. Sie zieht es an, lacht das erste Mal seit Betreten des Ladens und hat sowohl ihr Kleid als auch das Farbmotto der Hochzeit gefunden. Schwarz und Weiß, das passt zu den schlechten und guten Zeiten, zu den Ecken und Kanten ihrer beider Leben. Als Location haben sie auf der Cottbuser Hochzeitsmesse mit Gut Branitz einen neuen Ort mit schönem Festsaal für sich entdeckt.
Beim ersten Gespräch und einer Besichtigung der vielen Räumlichkeiten vom Restaurant über den Wintergarten bis zur Kaminstube und Musikbar verlieben sie sich sofort in den Festsaal, der den über 80 Gästen ausreichend Platz bietet. Gedeckt werden große runde Tafeln. Am Vortag der Hochzeit tauchen die zwei mit ein paar Freunden den Saal in ihre Wunschfarben. Sechs Stunden und mehr als 500 Ballons sowie kilo(meter)weise Krepp und Dekomaterialien später hat sich der Saal in einen eleganten, harmonischen schwarz-weiß Kontrast verwandelt. Lediglich eine rote Rose auf jedem Tisch schafft einen umso intensiver zur Geltung kommenden Farbtupfer.
Abends sitzen sie mit Freunden und der Familie zusammen, bevor Martin zur traditionell auswärtigen Übernachtung aufbricht. Zur Trauung sehen sie sich erst an ihrem großen Tag wieder – der Rittersaal im Schloss Vetschau ist die passende Kulisse. Nadja fährt im schwarzen Jeep vor, selbst beim Hochzeitsgefährt regieren Kraft und Kontrast. Zur Trauung wird ihr gemeinsames Lied gespielt, das so viele Gespräche in der Zeit ihres Kennenlernens begleitet hatte. „Neuanfang“ von Clueso steht noch immer symbolisch für den Neustart, den ihre Beziehung für beide mit sich bringt. Und „Neuanfang“ ist auch in die Eheringe graviert, die sie bei der Juwelierfamilie F.F. Sack gefunden haben. Vor dem Sektempfang im Schlosspark trägt er sie durch das ausgeschnittene Herz im Laken. Danach düst das Pärchen im Jeep zu einer ungewöhnlichen Fotolocation. Der Aussichtsturm Merzdorf am Cottbuser Stadtrand steht als spartanisches Bauwerk direkt am Rand des ehemaligen Tagebaus. Ecken und Kanten statt verklärter Romantik bilden die Kulisse für die ersten Bilder des Brautpaares. Die folgende Feier wird zum ungezwungenen, sehr entspannten Fest. Der emotionale Höhepunkt kommt gleich zum Beginn, als beide bekannt geben, dass ihr Neustart bald auch um ein gemeinsames Kind bereichert wird. Zum Eröffnungstanz wird Udo Lindenberg gespielt, statt pompös inszeniertem Walzer schunkeln die beiden in sich selbst ruhend übers Parkett. Ein weiterer Höhepunkt, ebenso elegant in schwarz-weiß, wird dann die vierstöckige Hochzeitstorte zur Mitternacht – ein Kunstwerk des Hauses Lauterbach. Bis vier Uhr früh geht die Feier, bevor das Pärchen im liebevoll dekorierten Zimmer der hauseigenen Pension im Gut Branitz zur Ruhe kommt.
„Es war unser Tag, ein authentisches und persönliches Fest. Ein Neuanfang, bei dem wir uns treu geblieben sind.“