Da staunten die Cottbuser nicht schlecht, als ein junger Mann im Kilt und seine junge Frau im griechischen Brautkleid mit einer kleinen Hochzeitsgesellschaft über den Altmarkt schlenderten. Die sonst eher reservierten Südbrandenburger applaudierten spontan und wünschten dem Paar viel Glück. Die Geschichte dahinter ist ebenso ungewöhnlich wie dieses besondere Bild.
Tristam und Marina Clarke kamen vor drei Jahren nach Cottbus, um an der hiesigen Universität ein Master-Studium im Bereich Architektur aufzunehmen. Sie kam aus Russland, mit einer bewegten Familiengeschichte samt griechischen, polnischen und ukrainischen Wurzeln; er von der Insel als Sohn einer Deutschen und eines Schotten. Im Sommer 2014 brachte sie das Studium zusammen. Ein Praxis-Projekt führte sie ausgerechnet ins Land der Liebe, nach Frankreich, wo sie in einer Studiengruppe zusammen arbeiteten. Aus einem Kennenlernen wurden lange Gespräche und überraschend schnell die große Liebe. Seit der Rückkehr sind sie unzertrennlich und zogen schon zwei Wochen später zusammen. Während viele junge Paare der Karriere Vorrang vor einem Kinderwunsch geben, haben die beiden alles spontan auf sich zukommen lassen. Als Marina im folgenden Frühjahr schwanger wurde, gab es bei Tristam keinen Hauch von Zweifel, ganz im Gegenteil. Der junge Mann fasste sich ein Herz und machte nach dem Motto „wann, wenn nicht jetzt“ spontan den Antrag fürs gemeinsame Leben.
Wenige Tage später erkundigten sie sich auf dem Cottbuser Standesamt nach Möglichkeiten einer Heirat. Beide wollten unbedingt hier heiraten, denn hier haben sie sich kennen- und lieben gelernt und empfinden Cottbus als die Stadt ihrer Liebe. Ihre Wahl fiel sofort auf eine Trauung in der historischen Tram von Cottbusverkehr. Insbesondere Marina gefiel die Symbolkraft einer solchen Trauung auf soliden Gleisen mit voller Fahrt voraus. Zudem fanden Sie das Angebot mit Blick auf den studentischen Geldbeutel auch überraschend günstig. Sie mussten den Termin zwar drei Monate im Voraus buchen, wurden vom Team bei Cottbusverkehr aber mit offenen Armen empfangen und unterstützt.

Die Vorbereitungen der Hochzeit waren dann vom Multi-Kulti-Charakter geprägt. So organisierte Marinas Mutter ihr im fernen Sibirien ein griechisches Brautkleid, dass dann über Freunde und verschiedene Stationen durch halb Europa bis nach Cottbus reiste. Den Brautschmuck dekorierte eine weitere Freundin aus Russland passend zum Kleid. Selbst die Hochzeitstorte wurde von einer Freundin gebacken – als internationaler Höhepunkt mit einer Blumendeko in den Nationalfarben Deutschlands, Russlands, Griechenlands und Großbritanniens, umrahmt von einer schottischen Schleife. Die Eltern von Tristam hingegen organisierten einen Kilt in den traditionellen Farben und Mustern des MacKenzie-Clans, zu dem Tristams Vorfahren zählen. Was er zur Hochzeit dann unter dem Kilt trug, bleibt das Geheimnis des Paares.
Am Hochzeitstag wurde die Braut per geschmückter Tram vor der Wohnung der beiden in Ströbitz abgeholt. Der junge Mann wartete mit seiner Familie und Freunden des Paares an der Stadthalle. Noch jetzt schlägt sein Herz höher, wenn er von der Ankunft der Tram erzählt. Gemeinsam ging es dann durch die Innenstadt, in einem ruhigen Haltebereich erfolgte in der Tram die Trauung – ein einzigartiges und trotz aller Öffentlichkeit sehr intimes Erlebnis für die 22-köpfige Hochzeitsgesellschaft. Anschließend wurde beim Griechen am Altmarkt aufgetafelt.
Die Multikulti-Feier fand ihre Fortsetzung dann in ganz unkonventionellem Rahmen in der Wohnung des Paares, bei Kaffee, Tee aus einem echten russischen Samowar und Kuchen und internationalen Spielen. Für das junge Paar die absolute Traumhochzeit: „Alles war, wie wir es uns gewünscht haben. Es war unkonventionell, sehr bunt und absolut Multikulti. Die Trauung in der Tram war ein emotionaler Höhepunkt.“
Am 23. Dezember hat übrigens Töchterchen Olivia das Licht der Welt erblickt und das Glück vervollständigt.